Essay
(Nicht-)Verstehen
Die Vieldeutigkeit von Bewegung im Kontext der Tanzvermittlungspraxis
von Martina Rösler
Erschienen in: ixypsilonzett: Vermittlungskunst (07/2024)
„AHHHHHHH“. Ein Schrei hallt durch die Räume des Theatermuseums in Wien. Aufgeregte Stimmen, die gleich die historischen Räume anders und neu beleben, erkunden und bespielen werden. Wir stimmen uns ein auf die bevorstehende Aufführung. Ein großer Ast, bewegt von einer Tänzerin und einem Tänzer in einem Innenhof des Gebäudes, wird von einer großen Glasfront aus von vier Kindern beobachtet, die dessen Bewegung mit Papier und Stift dokumentieren. Dann wird der Ast in den Innenraum gebracht und weiter durch das Museum getragen. Vorsichtig navigieren ihn die sieben Performer*innen (die Kinder, eine Tänzerin, ein Tänzer und ein Musiker) durch die Ausstellungsräume, die eine so große, sperrige Besucherin namens Astrid (so wurde der Ast von den Kindern benannt) normalerweise nicht willkommen heißen würden. Wird Astrid die Museumsobjekte beschädigen oder die Wände streifen? Eine Tanzpartnerin anderer Natur und Zeitlichkeit.
Tanzgeschichten ist ein generationenübergreifendes Rechercheprojekt von makemake produktionen über die Vergangenheit und Zukunft von Bewegung. Im Rahmen eines Showings Alles tanzt. Kosmos Wiener Tanzmoderne im Theatermuseum in Wien geteilt. Folgende Fragen haben wir uns in einem mehrwöchigen Prozess gestellt:
Wie hat man vor 50 oder 100 Jahren getanzt?
Woher kommt eine Bewegung und können wir das Alter einer Bewegung schätzen?
Wie wird Bewegung über Generationen...