Rettungsschirme
Erschienen in: Recherchen 127: Darstellende Künste im öffentlichen Raum – Transformationen von Unorten und ästhetische Interventionen (12/2017)
Also es gibt Rassismus in jeder Gesellschaft, in der Türkei auch gibt es einen starken Rassismus gegen Andere, gegen Kurden, gegen die Migranten, in den letzten Jahren haben wir auch viele Migranten, die queren, Transitland Türkei; oder gegen anderen Glauben, gegen andere Geschlechtsorientierung in der Türkei. Aber eine Art wie NSU hatten wir nicht in diesen Ländern, sondern in Deutschland. Das ist eine Sache, die mich beschäftigt.
(IJ, im Projekt Interview)
Ziel des Projekts
Rettungsschirme war ein Projekt von The Working Party (TWP) in Rostock mit abschließenden Stationen im Stadtteil Dierkow/Toitenwinkel. Dort ermordete im Februar 2004 die Nazi-Terrorgruppe „NSU“ Mehmet Turgut. Rettungsschirme suchte eine poetisch-künstlerische Form, um die im Ort angelegten universell menschlichen Themen von Bedrohung, Flucht, Schutz und Rettung sowie die menschliche Suche nach Glück und Happy End herauszuarbeiten. Es sollte modellhaft gezeigt werden, wie eine künstlerische Arbeit im öffentlichen Raum zu einem weiter schmerzhaften und komplexen Prozess gesellschaftlicher Auseinandersetzung beitragen kann. Die gesellschaftspolitische Resonanz des Projekts zum Thema Rassismus war als Effekt beabsichtigt.
Zentrale ästhetische Mittel waren: Originalstimmen von Betroffenen als Hörinstallation – in großen Schirmen; Performances von Schauspielern und Laienteilnehmern aus dem Viertel; vielschichtige Raumerfahrungen, bei denen sich Motive aus Interviews assoziativ oder poetisch mit dem Stadtraum...