Gefühle und Emotionen
von Viola Schmidt
Erschienen in: Mit den Ohren sehen – Die Methode des gestischen Sprechens an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch Berlin (04/2019)
Die modernen Neurowissenschaften unterscheiden zwischen Emotionen und Gefühlen. Der portugiesische Neurowissenschaftler Antonio Damasio beschreibt Emotionen als Ausdruck des Körpers, Gefühle als mentale Phänomene. Emotionen sind sichtbar. Sie beeinflussen die Mimik und Gestik, die Körperspannung, die Funktionsabläufe der inneren Organe. Die Hände werden feucht, die Ohren glühen, der Mund wird trocken, der Atem stockt. Emotionen entstehen in verschiedenen, miteinander verbundenen Regionen des Gehirns und lösen körperliche Reaktionen und subjektive Gefühle aus. Diese Gefühle bleiben verborgen. Erst die körperliche Reaktion auf emotionale Reize führt zum Entstehen von Gefühlen, die wir mental wahrnehmen können. Gefühl ist Wahrnehmung von Teilen des Körpers und/oder des gesamten Körperzustandes und Wahrnehmung von Gedanken, die dadurch ausgelöst wurden. Im Gefühl machen wir uns Gedanken über unsere Emotionen. Diese Gedanken können die Emotionen verstärken oder weitere Emotionen auslösen. Für Damasio ist ein Gefühl „die Wahrnehmung eines bestimmten Körperzustandes in Verbindung mit einer bestimmten Art zu denken“.111 Das Gefühl generiert sich aus der Veränderung des Muskeltonus, der Herzfrequenz, des Atemrhythmus und Hautwiderstandes sowie der Zusammensetzung des Bluts.
Die primären Emotionen Freude (Glück), Trauer, Furcht, Ärger (Zorn, Wut), Überraschung, Ekel sind universell. Der amerikanische Anthropologe und Psychologe Paul Ekman hat sie klassifiziert, indem er sich an mimischen Ausdrücken orientiert hat....