Das Interview fand im Oktober 2009 im Vorfeld von Frank Castorfs Uraufführung von Friedrich von Gagerns Stück »Ozean« statt. Seit über einem Jahr war die Volksbühne unübersehbar in einer Krise, das Theater wirkte lust- und orientierungslos, Castorfs Aufführungen waren nicht gut besucht.
In der Öffentlichkeit wurde diskutiert, ob die Kulturpolitik Castorfs Intendantenvertrag verlängern oder auslaufen lassen sollte.
Sie inszenieren zur Wiedereröffnung der Volksbühne nach dem Umbau wieder einmal ein denkbar krudes Stück, »Ozean« von Friedrich von Gagern, geschrieben 1921. Das liest sich ein wenig wie die Trash-Variante von Dostojewskis Gott- und Sinnsucher-Delirien. Weshalb tun Sie uns, der Volksbühne und sich selbst das an?
Man muss ja ein bisschen den Misserfolg organisieren … (lacht) Ich weiß gar nicht, wie ich auf das Stück gekommen bin, wahrscheinlich durch Heiner Müller. Friedrich von Gagern …
… ein heute komplett vergessener Kolportage-Autor aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts …
… den hat Heiner als Kind gelesen, das ist einer seiner Lieblingsautoren. Noch im Alter konnte er ganze Passagen von ihm auswendig. Müller hat am Ende seines Lebens viel über von Gagern geredet. Der Satz »Deutscher sein heißt Indianer sein«, das ist Friedrich von Gagern, ein Großgrundbesitzer, der als Jäger auf Leute schießt, die...