Die Totenglocke läutet, und schon ist sie auf den Beinen: Flugs in den Keller und das Lager inspizieren. Marta versichert sich, ob für das Leichenmahl genügend Lebensmittel vorrätig sind. So ist das in einem Dorfladen, man ist Tag und Nacht verantwortlich für Jung und Alt im Dorf. Das heißt: Marta war verantwortlich, damals. Jetzt ist sie es nicht mehr, das Lager ist leer, der Tiefkühler abgetaut, der Laden geschlossen. Es wird gepackt für den Umzug in die Stadt, der heute stattfindet. Marta und Balzer warten auf ihre Gäste, denn sicher werden sich die Dorfbewohner nach all den Jahren Dienst an der Gemeinschaft von ihnen verabschieden wollen. Sicher?
So leer wie der Laden ist auch die Bühne. Die Geschichte von Autor Tim Krohn ist eine, die das Leben schreibt. In „Dorfladen“ hat er Interviews verarbeitet, die der Regisseur Roman Weishaupt in ausgiebigen Recherchen in Bündner Gemeinden aufgezeichnet hat. Denn im Kanton Graubünden (dem größten der Schweiz, eine Ansammlung von 150 Tälern) geht ein Gespenst um, es heißt „Gemeindefusion“. Kleine Gemeinden sollen zusammengelegt werden, die Fusion sei ein Gebot der Stunde und der Ökonomie geschuldet, argumentiert die Politik. Und die Folgen?
Zum Beispiel, dass der Dorfladen schließen muss. Oder die Schule, die...