Praxis
„Create and Survive“
Vermittlung von Anfang an
von Barbara Frazier
Erschienen in: ixypsilonzett: Vermittlungskunst (07/2024)
Zehn Kinder liegen bäuchlings um ein altes Kofferradio herum. Sie starren ins Leere, minutenlang. Aus dem Lautsprecher dröhnt blechern One More Kiss, Dear. Ein Querverweis, der in der Arbeit Spaß macht, auch wenn unser Publikum ihn nicht verstehen wird; nicht den Film erkennen, nicht denken: Dystopia is coming. Von der Decke rieselt Erde, in einer Ecke flackert es bedrohlich. Das Fuchs-Kind steht langsam auf, schleicht durch den Bau, horcht an den Wänden. Die anderen erstarren, jemand dreht die Musik leise. „Es ist nichts“, flüstert der Fuchs. Aber die Angst bleibt. Es flackert schon seit Tagen, immer wieder. „Was, wenn es ein Monster ist?“ fragt der kleine Dachs-Junge mit weit aufgerissenen Augen. „Was, wenn er alles zerstört, woran wir gearbeitet haben?“ Der Maulwurf flüstert: „Ich habe Angst davor, meine Gesundheitspunkte zu verlieren. Oder im Schnee einzustürzen. Dass ich mein Level nicht halten kann und sterbe.“ Bei diesen Sätzen wird das Publikum anerkennend nicken – Minecraft und C418 ersetzen Blade Runner und Vangelis im kollektiven kulturellen Gedächtnis. „Ich habe Angst davor, wie die Welt aussieht, wenn wir erwachsen sind.“ Das ist das Erdmännchen. Sie ist gerade 14 geworden und vermutlich zum letzten Mal dabei. Ihre Mutter sagt, wir haben zu viel...