Im Wintersemester 2012/13 veranstaltete das Institut für Kulturpolitik der Universität Hildesheim die Ringvorlesung „Theater. Entwickeln. Planen. Kulturpolitische Konzeptionen zur Reform der Darstellenden Künste“. Als Medienpartner stand nachtkritik.de zur Seite, veröffentlichte die Inhalte zeitnah im schlanken Thesenformat und trug damit zur Erweiterung des Auditoriums bei.
Nun hat der Direktor des veranstaltenden Instituts, Wolfgang Schneider, die Beiträge in einem Sammelband zusammengestellt und um Texte u. a. von Thomas Oberender, Heiner Goebbels und Armin Klein ergänzt. Anspruch der Unternehmung: Expertenmeinungen aus Theaterwissenschaft (u. a. Günther Heeg, Peter W. Marx), -kritik (Esther Slevogt, Nikolaus Merck), -pädagogik (Geesche Wartemann) und Kulturmanagement (Birgit Mandel) einzutreiben, um mit ihnen das deutsche Theatersystem durch die bevorstehende, „größte Umbruchsituation seit seiner Entstehung“ (Thomas Schmidt) zu manövrieren.
All jenen, welchen die Debatte zur Zukunft des Stadttheaters (Schließung? Reform? Denkmalschutz?) vertraut ist, kann der Band wenig neue Impulse liefern. Leseanreiz bieten dann einzig vergleichende, theaterhistoriografische Tiefenbohrungen ins 18. und 19. Jahrhundert. Für Neueinsteiger in das Feld kulturpolitischer Dilemmata ist der Band hingegen ideal. Zeigt er neben der detailreichen Status-quo-Beschreibung vor allem, woran der Diskurs krankt: an Dualismenanfälligkeit.
Freies Theater versus Stadttheater, das heißt: Kunst versus Kommerz, Internationalität versus Lokalität, Innovation versus Bildungsauftrag, Projektförderung versus institutionelle Förderung, Selbstausbeutung versus soziale Absicherung usw....