Mit überwiegend starkem Unbehagen reagiert die mediale Öffentlichkeit in vielen Teilen der Welt selbst nach dessen Abwahl auf Donald Trump. Auch das Theater konnte, außer ab und an eine Trump-Perücke als bühnenwirksam zu deklarieren, dieser Mischung aus Abscheu und Faszination wenig zusetzen. Trotz einer jahrtausendealten Literatur und unentwegt geübten Praxis der Menschendarstellung kommt es über die Kostümierung eines Oberflächeneffekts nicht hinaus. Angesichts dieses Sachverhalts ist es sowohl legitim wie auch geboten zu fragen, ob in den Arsenalen dieser Kunstform tatsächlich keine Modelle und Brenngläser existieren, welche der Spezifik dieser bestens ausgeleuchteten Figur beikommen. Kann es überhaupt sein, dass sich im weitverzweigten Fundus Shakespeares, in den endlosen Regalen der dramatischen Weltenbibliothek, in denen sich Stück auf Stück stapelt, tatsächlich kein Bauplan findet, der diesen Typus katalogisiert und dessen Bewegungsgesetze transzendiert?
Dem antiken Griechenland war das Phänomen des Tyrannen wohlbekannt. In ihm verbindet sich, so Michel Foucault in seinen unter dem Titel „Die Regierung der Lebenden“ erschienenen Vorlesungen, die politische Herrschaft mit speziellen Kenntnissen: „Durch das Innehaben der Macht hatten der König und diejenigen, die ihn umgaben, ein Wissen inne, das mit den übrigen sozialen Gruppen nicht geteilt werden konnte und durfte.“ Nicht die Willkür bestimmt die tyrannische Figur, sondern ihre Logik...