Theater der Zeit

Magazin

Nicht unmöglich genug!

Samuel Beckett: Ein Unglück, das man bis zum Ende verteidigen muß. Briefe 1941–1956. Hg. von George Craig, Martha Dow Fehsenfeld u. a. Suhrkamp Verlag, Berlin 2014, 819 S., 45 EUR.

von Holger Teschke

Erschienen in: Theater der Zeit: Hasta la vista – Bierbichler, Fiebach, Kuttner, Quiñones, Vanackere. Ein Brennpunkt zur Neubesetzung der Berliner Volksbühne (06/2015)

„Ich habe keine Ansichten zum Theater. Ich weiß nichts vom Theater. Ich gehe nicht hin. Das ist verzeihlich“, schrieb Samuel Beckett im Januar 1952 an den Pariser Rundfunkredakteur Michel Polac, der noch vor der Uraufführung von „Warten auf Godot“ eine Szene daraus im Radio senden wollte und einen Einführungstext des Autors erbeten hatte. Das klingt endgültig, aber der nach dem 2013 erschienenen ersten Band „Weitermachen ist mehr, als ich tun kann. Briefe 1929–1940“ nun zweite Band mit Becketts Briefen der Jahre 1941 bis 1956 widerlegt diese Behauptungen aufs Interessanteste. Gerade in seinen Briefen an den Kunstkritiker Georges Duthuit gibt Beckett seine Zurückhaltung auf: „Ich glaube nicht an eine Kollaboration der Künste, ich will ein Theater, das auf seine eigenen Mittel reduziert ist, Wort und Spiel, ohne Malerei, ohne Musik, ohne Gefälligkeiten. (…) Was den visuellen Komfort der Zuschauer betrifft, kann der mir gestohlen bleiben.“ Auch gegenüber Roger Blin, dem Regisseur von „Godot“, wird er prinzipiell, als der Estragons Hose nur bis zum Knie fallen lässt: „Der Geist des Stückes besagt, sofern es einen hat, daß nichts grotesker ist als das Tragische. Das muß bis zum Schluß herausgestellt werden – und zum Schluß besonders.“

Es sind diese scheinbar beiläufigen Bemerkungen, die...

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