Ein Mann geht über den Friedhof. Er betrachtet die Gräber. Worte fallen aus ihm heraus. Rätselhafte Worte. „Dem Tier der Zeit“ etwa. Oder „Dem Hunde, welcher“. Nicht zu entscheiden ist, ob diese Worte, diese Widmungen dem Innern des Mannes entweichen, ob er sie auf den Gräbern liest oder ob diese direkt zu ihm sprechen.
Bei Valère Novarina, dem Autor des Theatermonologs „Die Rede an die Tiere“, der gerade in deutscher Übersetzung im Verlag Matthes & Seitz erschienen ist, bleibt die Sprecherinstanz oft unklar. Worte fügen sich bei ihm zu Klumpen, bilden thematische Reihen und Schleifen. „Hier ruhte, wird geruht und würde werden, geruht er hier zu sein, in Würde Hans von Pisten, tiefer Radler, welcher überschlug“ ist eine dieser Schleifen, aus denen Worte wuchern, klangverwandt und sinnverwandt, doch immer wieder wegmäandernd.
Zuweilen entstehen Aphorismen wie: „Was immer der Mensch durch den Menschen schreibt, ist gefälscht, sogar diese Inschrift inbegriffen.“ Das sind Knotenpunkte der Wortstrickmaschine, die Novarina anwirft und in langen Zyklen arbeiten lässt. Der in der französischen Schweiz aufgewachsene und dem Landleben weiter verbundene Künstler beschrieb seine Arbeit einst selbst als einen unendlichen Prozess: „Ich muss durch etwas hindurch, jedes Mal mit einer Art Regel wie zum Beispiel, dass ich...