Versteck dich nicht!
Royston Maldoom im Gespräch mit Dietmar Sachser
von Royston Maldoom und Dietmar Sachser
Erschienen in: Lektionen 5: Theaterpädagogik (10/2012)
Assoziationen: Tanz
„Versteck dich nicht“ ist eines Ihrer Credos. Was verbirgt sich dahinter?
Wenn Kinder und Jugendliche in den Probenraum kommen, tragen sie ein Bild nach außen, von dem sie ausgehen, das seien sie selbst. Ich nenne dieses Bild das „adoptierte Kind“ oder „Persona“. Diese Collage aus Eindrücken, die sie von sich haben, ist oft sehr negativ. Als Kind, aber auch als Erwachsener, definiert sich unser Selbstwertgefühl sehr stark über die Reaktionen anderer; es ist ein Spiegelbild dessen, wie uns unsere Freunde, unsere Familie oder unsere Lehrer sehen. Viele Eltern und Lehrer unterschätzen jedoch ihre Kinder und haben Vorurteile bezüglich ihrer Fähigkeiten. Das Kind spürt diese Vorbehalte und versteht diese als Reflexion seines Selbst, seines Charakters, seines Verhaltens, seiner Fähigkeiten oder seines Potenzials. Es ist mir wichtig, dieses „adoptierte“ Kind möglichst schnell beiseitezuschieben und deutlich zu machen: Nicht mit diesem Kind arbeiten wir, sondern ausschließlich mit dem talentierten, dem echten Kind, mit seinem unendlich schöpferischen Potenzial.
Lässt sich dieser Leitgedanken aus Ihrer eigenen Biografie erklären?
Vielleicht. Ich glaube, es war eine Mischung aus wenig Selbstbewusstsein, fehlendem Glauben an mich selbst und mein Innerstes, das mir sagte: „Ich kann etwas erreichen – ich habe einen Wert.“ Ich habe lange gebraucht, mein wahres Potenzial...