Sowjetunion
Tatsachen und Ziffern
Die Bühnen der Sowjetunion, ihre Verteilung und ihre Spielpläne
Erschienen in: Theater der Zeit: Objektive Kritik? (09/1946)
Während des Krieges hatte das Sowjettheater die schweren Belastungen und außerordentlichen Schwierigkeiten mit unserem ganzen Volke zu teilen. Seine Mitarbeiter hatten in den frontnahen Städten alle Gefahren mit zu überstehen ebenso wie die furchtbaren Blockadewinter in Leningrad mit ihrem Hunger und ihrer Kälte. Vielen Theatern wurden schwere Schäden zugefügt: ein großer Teil unserer Bühnenhäuser wurde durch Luftangriffe und Beschuss zerstört oder sogar während der Besatzungszeit böswillig und sinnlos niedergebrannt oder gesprengt. Dies war beispielsweise der Fall in Rostow, Kaluga, Stalingrad und Charkow. Andere Theater büßten ihr ganzes Eigentum an Dekorationen, Kostümen, Requisiten und Bibliotheken ein. Dennoch brachten es die sowjetischen Bühnen in den Kriegsjahren auf mehr als tausend Premieren; und heute ist das Leben allerorten wieder aufgeblüht. Wir sind daran, den Vorkriegsstand wieder zu erreichen.
Den Vorkriegsstand, also die Ziffer des Jahres 1940, lege ich den folgenden Ausführungen zugrunde. Doch zuvor ein paar Worte über den Weg des Sowjettheaters bis dahin.
Bis zur Revolution 1917 unterstanden im zaristischen Russland nur die „kaiserlichen Theater“ einer Behörde: dem Hofministerium. Alle übrigen Bühnen waren Privatbesitz. Durch einen Erlass der Sowjetregierung vom 9. November 1917 wurden die Theater dem Volkskommissariat für das Bildungswesen unterstellt; am 26. August 1919 wurde ein von Lenin unterzeichneter Erlass...