Der Meister des Theaters der Unterdrückten war zu Beginn seiner künstlerischen Laufbahn ein Regietyrann. Dies ist eine der verblüffendsten Erkenntnisse der Autobiografie „Hamlet und der Sohn des Bäckers“ von Augusto Boal. Er beschreibt in den ersten Kapiteln, die sich stark an den Narrativen des Magischen Realismus orientieren, wie er sich im Alter von neun Jahren einen besonders talentierten Ziegenbock zum Performer auserkor. Selbstkritisch merkt er allerdings an, dass er sich zu ihm „autoritär wie alle unreifen Regisseure“ verhielt: „Meine Theaterkarriere begann mit ihm: Ich dirigierte Ziegenspektakel, ohne jemals auf die Idee zu kommen, meinen Akteur nach seinen Wünschen zu befragen. Erst viel später sollte ich mit den Freuden der Teamarbeit vertraut werden.“
Mit dem Ziegenbock Chibuco macht der Jungregisseur auch eine frühe existenzielle Erfahrung. Nachdem Chibuco ihn beim Herumtollen hart mit dem Huf an der Brust getroffen hat, verwandelt sein Vater ihn in einen Sonntagsbraten. Durch die Tränen über den Verlust des tierischen Spielgefährten dringen aber auch die ganz einfachen Wünsche des Knaben durch. Heulend gesteht er zwei Freunden, selbst ein Stück von Chibuco gegessen zu haben. Daraufhin wird das Heulen dreistimmig.
Die unmittelbar auf Chibuco folgenden Schauspieler des Regisseurs Boal hatten es kaum leichter. Auch gegenüber seinen Geschwistern und...