Avatare übernehmen die Rollen der Schauspieler in Peer Ripbergers Stückentwicklung „Im Rausch der Maschinen oder Das Recht auf Faulheit“. Im historischen Gewölbe des Zimmertheaters Tübingen experimentiert das neue Leitungsteam mit digitalen Medien. Karl Marx’ Theorie des Klassenkampfs liest das Ensemble neu. Immer mehr Arbeitsabläufe werden automatisiert, weshalb also nicht die Spielerinnen und Spieler ersetzen? „Siri, zeig mir meinen Avatar.“ Augenblicke später sprechen deren Ebenbilder auf vier Bildschirmen, gezeichnet im Comic-Stil. Daneben räkeln sich die vier Akteure auf dem Bett. Ripbergers Sprache ist griffig. Die Sätze hämmern mitreißend wie Techno-Sound. „Zusammen sind wir mehr als ein Virus, zusammen sind wir ein Faulheitsgerinnsel“, doziert das mediale Ebenbild von Christopher Wittkopp. Derweil genießt der Spieler, der kurz zuvor noch sozialistische Thesen hinterfragte, die Auszeit, die ihm die Technik schenkt. In einer Kombination aus Kingsize-Bett und Bällebad, die der Designer Stephan Potengowski schuf, vermittelt das Quartett das Lebensgefühl einer Generation, für die das Recht auf Faulheit selbstverständlich wird.
Peer Ripbergers Theater bietet Denkanstöße statt Antworten. Sein Stil ist spielerisch. Der Autor und Regisseur fordert, dass die Schauspieler über das nachdenken, was sie verkörpern. Er nennt sie Performer: „Ich möchte mit Leuten arbeiten, die mit dem Publikum direkt kommunizieren.“ Diesen Draht finden die Akteure leicht:...