Nach drei Jahren als Schauspieldirektor am Staatstheater Cottbus verabschiedet sich Jo Fabian mit seinem „Antifaust“, zu dem er den Text schrieb, die Regie führte und die Bühne baute. Diesem „Faustkommentar“ als ambitioniertem Gesamtkunstwerk ging im vergangenen Jahr seine Inszenierung des „Faust“ voran. Fabian verlegte ihn ins Museum, auf die Biennale in Venedig.
Kein Artenschutz für Klassiker, so lautete der Slogan. Denn was außer Hybris hat der immer nur strebende Doktor Faust zu bieten? Nichts, außer seinem elenden Menschsein, seinem Versagen, seinem Scheitern. Darin uns anderen gleich, immer mehr scheinen zu wollen, als wir sind. Gut, das musste gesagt werden gegen die glanzvolle Klassik und ihr nicht uneitles Menschenbild.
Nur wäre es naiv, derart Goethe zu kritisieren, denn – auch so kann man den „Faust“ lesen – gegen den schönen falschen Schein des klassischen Ebenmaßes polemisiert Goethe selbst am heftigsten. Nicht umsonst ist der Teufel die heimliche Hauptperson in diesem Drama des Erkenntnisstrebens um jeden Preis, der Untergang von Faust scheint von Anfang an beschlossen. Goethe setzt ganz auf Magie und Negation.
Man fragt sich, warum Jo Fabian dann einen „Antifaust“ schreibt, den Goethe mit Mephisto bereits selbst ins Zentrum rückte. Oder verwechselt er hier Goethe mit dem schalen Schein von...