Die von Thomas Irmer herausgegebene „ge- sprochene Autobiografie“ Andrzej Wirths, „Flucht nach vorn“, ist nicht nur ein überfälliges Buch, sondern auch ein besonders aufwendig gemachtes dazu. Während Irmers Fragen in einem türkis-blauen Farbton daherkommen, antwortet Wirth in einem hellen Rot. Im Mittelteil wird das Gespräch von zweispaltigen Materialien unterbrochen, während im Schlussteil Moritz Rinke die postemeritale Freundschaft besingt, die ihn mit seinem Professor verbindet.
1927 in Włodawa geboren, das heute an der Grenze zu Weißrussland liegt, führten die wöchentlichen Sonntagsausflüge nach Sobibor, wo die Deutschen 1942 ein Vernichtungslager errichteten. Wenige Zeilen nur und schon ist der Leser mitten in der Geschichte des blutigen 20. Jahrhunderts. Wirths Schicksalsweg führt über den Aufstand im Warschauer Ghetto ans Berliner Ensemble, zurück ins kommunistische Polen, von dort aus in die USA, bis er schließlich an die Justus-Liebig-Universität nach Gießen berufen wird, wo er die Angewandten Theaterwissenschaften gründet.
Irmer: „Sie haben immer wieder gern darauf hingewiesen, dass ihre Initialen ATW auch ein Kürzel für die Angewandten Theaterwissenschaften sind.“ Wirth: „Naja, das ist Größenwahn, oder meine Vorliebe für Witze. Oder beides. Aber das ist schon lustig. Als ich einmal auf einem Buch meinen vollen Namen geschrieben sah, habe ich entdeckt, dass das auch das Kürzel für...