Abschied
Der Träumer
Zum Tod von Luc Bondy
von Lena Schneider
Erschienen in: Theater der Zeit: Am Nullpunkt – Alain Badiou, Philippe Quesne, Joël Pommerat, Du Zieu (01/2016)
Assoziationen: Akteure
Er dachte nie, dass er sterben würde, schrieb Luc Bondy über den von ihm bewunderten Peter Zadek, als der starb. Das war vor sechs Jahren. Damals hieß es: Ein Titan geht. Einer, der das Theater revolutioniert hat. Jetzt ist Luc Bondy dem zwanzig Jahre Älteren gefolgt. Jetzt könnte es heißen: Ein Träumer geht. Einer, der das Theater geliebt hat. Gern hätte man sich solche zum Scheitern verurteilten Versuche, ein Theaterleben satzweise zusammenzufassen, noch viele Jahre aufgehoben. 67, das ist kein Alter, um zu gehen. Es ist das Alter, in dem andere ihr Alterswerk erst so langsam beginnen. Aber der Tod war Luc Bondy sein Leben lang dicht auf den Fersen. Das erste Mal klopfte er an, da war Luc Bondy 25. Lymphknotenkrebs. Zudem war er schwer zuckerkrank. Bondy glaubte nicht, wie Zadek vielleicht, er könne dem Tod vielleicht doch noch entkommen. Es gibt Gedichte, die davon zeugen.
Das Theater, das Luc Bondy liebte, konnte wirken, als entstamme es einer anderen Zeit. Er kokettierte selbst gern damit. „Man muss das können: unmodern sein“, sagte er. Was ihn interessierte, das waren die alles umspannenden Themen. Die Liebe. Der Trieb. Die Vergänglichkeit. Der Tod. Er suchte nicht den Kontext, die großen gesellschaftlichen Zusammenhänge....