Archivprozesse
Über Logiken des Sammelns von Artefakten aus, über, von Performances
von Barbara Büscher
Erschienen in: Recherchen 162: WAR SCHÖN. KANN WEG … – Alter(n) in der Darstellenden Kunst (11/2022)
Seit geraumer Zeit werden in verschiedenen institutionellen und forschenden Kontexten Archivprozesse von Kunstformen, deren zentrales Merkmal ihr Aufführungscharakter in einem weiten Sinne ist, beschrieben, analysiert und auf ihre (zukünftige) Zugänglichkeit hin diskutiert.
Die folgenden Überlegungen und Beobachtungen resultieren aus dem Forschungsprojekt Verzeichnungen, das sich diesen Fragen gewidmet hat.1 Für alle derartigen Unternehmungen – sei es in der Forschung wie in der kulturpolitischen Praxis zur Etablierung von Sammlung und Archiv – stellt sich die Frage nach der Entität, die als Referenz beschrieben werden kann. Wir haben uns in dem Projekt für den (als Öffnung verstandenen) Begriff der Aufführungskünste (performance-based arts) entschieden, um deutlich zu machen, dass wir uns gezielt an der Schnittstelle verschiedener Kunstdispositive, insbesondere an der zwischen Theater/Tanz und Museum/Ausstellung, bewegen wollen. Performance als im weiten Sinne Aufführung verstanden, ist eben nicht nur Performancekunst, wie sie im Kontext vor allem der Bildenden Künste/Kunstwissenschaft untersucht und gezeigt wird, sondern sie ist ebenso gut Performance(Musik)theater, und sie ist einiges, was auch durch diese beiden begrifflichen Hilfskonstruktionen nicht erfasst wird. Dies ist unser grundlegender Ansatz, der längst nicht selbstverständlich ist, wenn man sich die auf verschiedene Institutionen und Genres verteilten Aktivitäten zum Sammeln, Dokumentieren und Archivbilden in diesem Feld anschaut.
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