Obwohl sie in Schiffen auf internationalen Gewässern, unzugänglichen Inselteilen oder getarnten Warenhäusern jenseits der Öffentlichkeit stattfinden, vollziehen sich die extremsten Ausgestaltungen gegenwärtiger Gewalt dennoch vor Zuschauer*innen. Im sogenannten „global war on terror“, in Guantánamo Bay und den US-amerikanischen Geheimgefängnissen in Afghanistan, Irak, Thailand oder Rumänien, wurde die Folter wahllos verschleppter muslimischer Männer nicht allein durch Zensur, spurenlose Gewalttechniken wie Kälte, Schlafentzug oder Vergewaltigungsdrohungen sowie den daraus resultierenden Traumata verunsichtbart, sondern gleichermaßen zur Vorführung, zum Schauereignis. Wenn Vernehmer*innen und Militärpolizist*innen Gefangene in den Verhörräumen quälen, schauen Vorgesetzte, Politiker*innen oder Psycholog*innen zu: hinter falschen Spiegeln oder durch Echtzeitübertragungen und Aufzeichnungen. Sie sind das erste Publikum der Gewalt und verändern damit die Intensität und Bedeutung der Gewalt – wie auch sie selbst von ihr verändert werden. Während politische Gewalt einerseits destruktiv auf die Täter*innen-Gesellschaften zurückwirkt, das belegen etwa die hohen Sucht- und Suizidraten unter ehemaligen Soldat*innen, ist sie gleichsam in den Worten Philip Gourevitchs „an exercise in community building.“2
Die Rezeption medial und ästhetisch vermittelter politischer Gewalt findet nicht nur in den intimen Räumen der Lager statt, sondern zirkuliert auch über Fotografien, Zeugnisse oder Ermittlungsberichte in den globalen Medienöffentlichkeiten. Dies kann ihrer Aufarbeitung dienen, ebenso aber ihrer terrorisierenden, geostrategischen Effektivität: Bilder und...