Stefan Moses liebt Menschen. Seine Fotos spiegeln diese Liebe, seine Lust auf Menschen, die Bereitschaft, sie anzusehen und anzunehmen, in ihnen etwas von sich zu entdecken und Klarheit zu gewinnen auch über die eigene Geschichte – vorzustoßen schließlich in einen Bereich, in dem die Grenzen aufgehoben sind. Wie für ein Kind kann auch für ihn ein Ausschnitt eine Welt bedeuten, ein Mensch eine Welt sein und helfen, Fragen zu beantworten. Wer sind wir? Zwei Arme, zwei Beine und ein Kopf?
Eine Begegnung. Der Wunsch und die Angst, erkannt zu werden. Zum Beispiel: „Hier der Mensch, der sich dagegen wehrt, erkannt zu werden, weil er glaubt, dass etwas von ihm sichtbar gemacht wird, was er nicht preisgeben will. Dort der Fotograf, der diese Preisgabe fordert. Warum? Er sucht Erkenntnis und Wirklichkeit. Hinter dem Schein sucht er das Wesen“, notiert Stefan Moses 1963. Damals breitete er zum ersten Mal das graue Tuch aus, auf das er Menschen stellte, denen er bei seinen Reisen durch Westdeutschland begegnete: Arbeiter in Bochum, Essen und Remscheid; eine Bauernfamilie in Saulgau; Porzellanverkäuferinnen in München; ein altes Hochzeitspaar, Straßenbahnschaffnerinnen und einen Losverkäufer in Köln; Straßenfeger, Pfannenputzer und eine Caféhausserviererin in Berlin; einen Begräbnisbeamten 1. Klasse in Hamburg und...