Aktuell: in nachbars garten
Literatur: Meyer, Alphatier
von Katrin Schuster
Erschienen in: Theater der Zeit: Die Bibliothek des Körpers – Der Tänzer-Choreograf Ismael Ivo (03/2015)
Es zeugt von einem gerüttelt Maß an Souveränität, wenn eine Autorin dem Protagonisten ihres Debütromans einen Allerweltsnamen verpasst. Was buhlt die nachwachsende Generation nicht andauernd um Bedeutung, halst ihren Adas und Leanders Namen auf, die bloß irgendwie außergewöhnlich klingen sollen. Nicht so Lilian Loke. Schlicht und einfach Thomas Meyer, so heißt man also bei ihr. Und genauso meint sie das auch: Dieser Meyer, der sich immerhin mit einem zwar unhörbaren, aber buchstäblich extravaganten y schreibt, dieser Meyer ist zugleich Leerstelle und tragische Person, zugleich Typus und Individuum, so entfremdet wie authentisch, und er tut genau das, was sein Name ihm historisch vorhersagt. Früher hat ein Meier Grundbesitz verwaltet, heute stellt er sich als Immobilienmakler vor.
Gold in den Straßen wagt genau das, was ein Roman stets wagen muss, nämlich die ganz große Geschichte vom Aufstieg und vom Niedergang, von der Karriere und vom Scheitern. Am Beginn steht eine Ohnmacht, Meyer ertrinkt aus lauter Angst vor dem Ertrinken beinahe im Stadtweiher. Dass er nicht schwimmen kann, weiß nur – als gliche ein Handicap das andere aus – sein blinder Freund Koll, ein Vertrauter seit seiner Zeit als Bankkaufmann, ein Relikt aus graueren Tagen. Meyers neue Welt gibt sich bunter und...