Theatermusiker*in als Identität
Lernkurven: Ausbildung und Einflüsse
von David Roesner
Erschienen in: Recherchen 151: Theatermusik – Analysen und Gespräche (11/2019)
Gemeinsam ist den künstlerischen Biografien fast aller Interviewten, dass ein hohes Maß an Zufall und glücklicher Fügung zu ihrer jetzigen Position geführt haben. Es gibt zwar einige studierte Musiker*innen unter ihnen, und einige wenige haben eine Karriere als Theatermusiker auch gezielt verfolgt und vorbereitet – z. B. durch Praktika und Assistenzen –, aber besonders häufig hört man, die Interviewten seien in das Fach so »hineingerutscht« (z. B. Octavia Crummenerl, Ingo Günther). Alle waren musikalisch in irgendeiner Form aktiv – meist in Bands und/oder experimentellen Formationen, zum Teil auch im Kontext klassischer Musik – und es gab dann einen Initialkontakt; eine Bekanntschaft zu einem*r Schauspieler*in, Regisseur*in, Dramaturg*in oder Theaterpädagog*in. Gemeinsam ist allen Geschichten, dass die Interviewten sich musikalisch oft bereits abseits klar definierter Pfade und Genres bewegten und die Nähe zu anderen Künsten suchten (Ingo Günther und Malte Preuss hatten eine Filmmusik-Band, Ostendorf machte Musik für Tanztheater, Wrede mit Albert Ostermaier Lyrik mit Live-Musik usw.). Dies mag mit ein Grund dafür sein, warum der interdisziplinäre Studiengang Kulturpädagogik (heute: Kulturwissenschaften und ästhetische Praxis) an der Stiftung Universität Hildesheim eine auffällig hohe Zahl von Theatermusiker*innen24 hervorgebracht hat: Die Interdisziplinarität ist dem Studienprofil bereits eingeschrieben, und sowohl die Musik- als auch insbesondere die...