Wir sind gefangen im Graben der großen Maschine Krieg, die vor hundert Jahren wie ein mythisches Untier ihren Verwüstungszug antrat. Im Hintergrund der Bühne von Annette Kurz: graubraun-grünes Metall (230 Zinntafeln mit einer Höhe von insgesamt 13 Metern), dessen Patina meinen lässt, man blicke hier auf ein Wrackteil der Titantic, das lange auf dem Meeresgrund lag.
Es ist etwas Modriges in dieser mechanischen Welt des Grabens. Tod liegt in der Luft! Die Ratten sind hier größer und aggressiver als anderswo. Diese „Leichenratten“ töten problemlos auch Katzen und Hunde, ihnen fehlt es also nicht am Fressen. Die Soldaten haben nur manchmal so ein Glück. Doppelte Ration gibt es dann, wenn nach einem Sturmangriff von 150 Mann nur 80 zurückkommen, aber noch für die volle Kompaniestärke Essen gebracht wurde.
Der Graben ist eine eigene Welt. Im Stellungskrieg an der Westfront liegen sich über Jahre Deutsche und Franzosen, auch Engländer und schließlich Amerikaner gegenüber. Mal gibt es eine Offensive, und dann verschiebt sich die Front um einige hundert Meter in die eine Richtung – bis zur nächsten Gegenoffensive. Der hochtechnisierte Krieg tritt auf der Stelle. Und bei jedem der Tritte sterben massenhaft Menschen. Luk Perceval hat mit „Front“ eine „Polyphonie“ des Krieges geschaffen....