Protagonisten
Ob es euch missfällt?
Die Regisseurin Nora Schlocker gräbt in großen Stoffen nach kühnen Analogien
von Martin Krumbholz
Erschienen in: Theater der Zeit: Je suis Charlie (02/2015)
Assoziationen: Akteure Nora Schlocker
Das Ei ist entsetzt. Siebeneinhalb Jahre ist Alice also schon alt! Dann ist ja alles entschieden. Oder? Lässt sich da noch was ändern? „Mit der richtigen Hilfe schon“, erklärt das Ei in Lewis Carrolls Klassiker „Alice hinter den Spiegeln“ (der Fortsetzung von „Alice im Wunderland“). Die Geschichten des wegen seiner sonderbaren Zuneigung zu jungen Mädchen als skurril geltenden Briten handeln von der scheinbar unüberwindlichen Grenze zwischen Kindheit und Erwachsensein, und geschrieben wurden sie von jemandem, der „selbst lieber ein Kind wäre“. So drückt es die Regisseurin Nora Schlocker aus, die am Deutschen Theater Berlin mit 17 Kindern und Jugendlichen zwischen acht und 19 Jahren „Alice“ probiert, einen Abend von Kindern für Erwachsene, der am 8. Februar Premiere feiert.
Mit dem Jungsein und frühen Erwachsenwerden hat Nora Schlocker ihre ganz speziellen Erfahrungen gemacht. Die 1983 in Innsbruck geborene Professorentochter wurde mit fünf eingeschult, machte zwölf Jahre später Abitur und wurde mit 18 in die Regieklasse der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ aufgenommen; diesem „elitären Schuppen“ entfloh sie regelmäßig zu Prüfungen, die sie lieber an der Volksbühne (Vordiplom) und am Maxim Gorki Theater (Diplom) absolvierte. Inzwischen, mit 31, hat sie 35 oder 40 Inszenierungen hinter sich und ist auch schon Mutter der...