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Musik
Pussy-(r)-Polka und Klingeltöne
Erschienen in: Theater der Zeit: Philipp Hochmair: Ein Mann, alle Rollen (11/2013)
Nach wie vor eins der kreativsten Foren aktueller Tonkunst ist Wien Modern – Das Festival für Musik der Gegenwart. Das Spektrum ist riesig, reicht vom Low Frequency Orchestra, das nachts um halb elf im Jazzclub Porgy & Bess auftritt, bis hin zum ehrwürdigen ORF Radio-Symphonieorchester, das im Konzerthaus zur „Tanzmusik für Fortgeschrittene“ aufspielt. Richtig gelesen: Die als hirnlastig verrufene Gegenwartsmusik will hier „zu spontaner Bewegung animieren“, wie es heißt – in Form von zehn Uraufführungen bekennender Neutöner mit Titeln wie „Ein Walzer“, „Bossa Nova Arabica“ oder „Pussy-(r)- Polka“. Wien Modern bietet gar Festival-Klingeltöne fürs Mobiltelefon an – etwa „Kempelen’s Ring“, eine digital angereicherte Cyborg-Minuten- Oper von Pia Palme aus menschenähnlich blökenden Stimmen, erzeugt auf einer historischen Sprechmaschine, die ein gewisser Wolfgang von Kempelen um 1791 entworfen hat. Vielfältig vernetzt ist Wien Modern auch mit der Theaterszene. So hat Albert Ostermaier das Libretto zu einer Oper von Peter Eötvös geschrieben: „Paradise reloaded (Lilith)“. Und Nurkan Erpulat („Verrücktes Blut“) trägt einen Text zum Kurzopernabend „Gates/Gäste“ bei. Titel: „Gate as my asshole“.
Einen exquisiten Ruf haben sich die Internationalen Weingartener Tage für Neue Musik erworben, die jedes Jahr einen Komponisten einladen, dessen Werke dann ein Wochenende lang aufgeführt und debattiert werden. Stolz erinnern...