Theater der Zeit

Magazin

Die dunkle Seite der Ökonomie?

Julian Pörksen: Verschwende deine Zeit. Ein Plädoyer. Alexander Verlag, Berlin 2013, 110 S., 9,90 EUR.

von Mirka Döring

Erschienen in: Theater der Zeit: Philipp Hochmair: Ein Mann, alle Rollen (11/2013)

Ein Buch zum Film. So angekündigt möchte man es eigentlich lieber nicht lesen. Der Titel macht es nicht besser: „Verschwende deine Zeit“. Ja ja, denkt man, welch müde Aufforderung. Das sagt man eben so, aber spätestens mit dem Eintritt in die Arbeitswelt … Der Protagonist aus Julian Pörksens Kurzfilm „Sometimes we sit and think and sometimes we just sit“, den er im Rahmen seines Dramaturgiestudiums in Leipzig gedreht hat, greift zu einer radikalen Methode: Er, um die 50, verlässt freiwillig seine eigentlich intakte Familie und zieht in ein Altersheim, um dort fortan den Rest seines Lebens zu verleben. Untätig. Nichtsnützig.

Dass die Marktwirtschaft uns alle zur Durchökonomisierung sämtlicher Lebensbereiche zwingt und wir in unserer Meisterschaft der Selbstoptimierung und des Zeitmanagements um die Wette eifern, ist nichts Neues. Der Autor, ehemals Assistent von Christoph Schlingensief, kreidet in der theoretischen Unterfütterung des Films an, dass selbst in Diskursen zu Entschleunigung oder zur Müdigkeitsgesellschaft das Nützlichkeitsparadigma nicht angetastet wird. Alles ist dem Dogma der Produktivität untergeordnet: Wenn ich mich in der privaten Sphäre für Ereignisarmut entscheide, dann nur zum Zwecke der Regeneration.

Julian Pörksen plädiert nun also für die Verschwendung von Zeit – ohne schlechtes Gewissen und ohne ein zwanghaftes „um zu“. Damit...

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