Theater der Zeit

»Der Zweite Kalte Krieg« – Heiner Müller inszeniert Geschichten voll Verrat und Terror

von Thomas Wieck

Erschienen in: Recherchen 169: Wir waren die Müller-Spieler – Hermann Beyer, Michael Gwisdek, Dieter Montag über die Kunst des Schauspielens in der DDR (01/2024)

In den letzten zehn Jahren der DDR vertraute die Mehrzahl der Künstler dieses Landes endlich ihren eigenen Erfahrungen, verweigerte sich der verordneten Parteilichkeit und überwand den kurzsichtigen Bruch mit der deutschen Literatur- und Kunstentwicklung der letzten hundert Jahre, der internationalen Moderne und Avantgarde. Stephan Hermlins befreiender Satz auf dem Schriftstellerkongress 1978 verdichtete diese Entwicklung exemplarisch: »Die Existenz einer Literatur ist nicht deckungsgleich mit der Existenz von Staaten.« Und sein Ratschlag, den harschen unverständigen Vorhaltungen unbefugter Dritter, die Arbeit mancher Schriftsteller sei unbequem, überflüssig, halte die Leute von der wirklichen Arbeit ab, mit dem Vierzeiler Grillparzers zu widersprechen:

Will unsere Zeit mich bestreiten
Ich laß es ruhig geschehn
Ich komme aus anderen Zeiten
Und hoffe in andre zu gehen.

Hermlin ermunterte zur unbedingten Subjektivität im Kunstwerk zurückzufinden, die Gegenwart als Durchgang des Subjekts, nicht als ehernes Schicksal, dem Tribut zu zollen sei, zu begreifen, endgültig alle kunstfremden Ideologeme zu ignorieren und den »inneren Zensor« zu verabschieden.1

Werner Mittenzweis und seiner Genossen Schreib-Rezepturen, ihre ideologischen Verbotstafeln und scheindialektischen ästhetischen Normative hatten sich erledigt.2 Die Literatur begann punktgenau die ddr-Realität widerzuspiegeln und das durfte nicht sein. Die ideologischen und bildungspolitischen Restriktionen, die gesellschaftspolitischen Anpassungszwänge, auch die lebenspraktischen materiellen Beschränkungen behinderten ein...

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