Nationalsozial-charaktermasken
Zur Filmografie Rudolf Schündlers
von Dennis Göttel
Erschienen in: Recherchen 171: Nebenfiguren (11/2024)
Assoziationen: Wissenschaft Dossier: Bühne & Film
»Mit wenig Seele, aber viel Psychologie.«
Rudolf Schündler als Konditor Kreutzkamm in Karl May
(1974, Hans-Jürgen Syberberg)
Doppelgänger
Eine Begebenheit während der Hausparty in The Exorcist (1973, William Friedkin) wird sich zwar für den Filmplot als unbedeutend erweisen, erschreckt jedoch für einen Augenblick: Ein angetrunkener Gast blafft den alten Butler, der bislang milde, ja servil daherkam, an, ein deutscher Nazi zu sein. Zunächst die Ausflucht murmelnd, er sei vielmehr aus der Schweiz, verliert der Butler schnell die Contenance, springt dem anderen an die Gurgel und beginnt ihn zu würgen, während er ihn, teils auf Hochdeutsch, wüst beschimpft.
Was mich beim Schauen gruselte, war indes weniger die Aggressivität, auch wenn sie zum ersten Mal mein Augenmerk auf die Nebenfigur des Butlers richten ließ: Er erinnerte mich plötzlich an jemand anderen. Seine weichlich-brüchige Stimme, die in Gebrüll umschlägt, seine zerzausten Augenbrauen, sein irrer Blick, sie ließen mich schockhaft an einen der Lehrer aus der westdeutschen Filmreihe Die Lümmel von der ersten Bank denken.
Deren erster Teil, Zur Hölle mit den Paukern (1968, Werner Jacobs), wird von einigen Freeze-Frames eröffnet, mit denen nacheinander Vertreter des Lehrkörpers vorgestellt werden. Auch die Standbilder des Lehrers Knörz springen alsbald in Bewegtbilder um – als ob eine...