Der verletzte Soldat umklammert meine Hand, seine Lider flattern, dann durchfährt ein Zucken seinen Körper. Für einen Moment steht die Zeit still, da eilt der Stationsarzt ans Krankenhausbett, ich trete zur Seite, und er misst schweigend den Puls des jungen Mannes. Dann lässt er den Arm des Soldaten sinken, sieht mich lange an und schüttelt den Kopf. Ich blicke auf meine Hände und das Kunstblut darauf, als ich auf den Flur trete, um meine Gruppe zu suchen, mit der zusammen ich in diese „Simulation“ geschickt wurde.
Zwei Stunden zuvor, 18 Uhr, vor der ehemaligen staatlichen Gewerbeschule für Bauhandwerker in Barmbek, auf dem Glas der Tür das Logo „Söhne & Söhne“. Alle Menschen, die hier auf Einlass warten, werden sich heute Abend auf eine Realitätsverschiebung einlassen. Sie werden alles abgeben, was sie an persönlichen Dingen bei sich tragen, und ihren „ersten Arbeitstag“ bei einer sektenähnlichen Firma namens Söhne & Söhne verbringen, der sie sich für ihr restliches Leben verpflichten. Sie werden ein Klemmbrett mit einem Zettel erhalten, auf dem „Ein- gangsbewertung“ steht. Streng dreinblickende Mitarbeiter in Grau und Beige werden darauf geheimnisvolle Nummern notieren und Stempel machen, nachdem die Station durchlaufen wurde.
Zu Beginn werden die Teilnehmer in der Aula zu...