Was ist das für ein Theater, bei dem es mal auf jedes Zucken der Unterlippe ankommt, dann wieder schaut man stundenlang stoischen Berufstrinkern in einer weit entfernten Kneipe zu. Oder es schält sich aus hektischem Gerenne eine fast gemütliche „Bierrede“ heraus, in der es heißt: „Man darf schon Kunst machen, aber man darf nicht sagen, dass es eine ist. Weil sonst die einen das ernst nehmen und ganz schwachsinnig drüber reden und deswegen die andern nicht hereinkommen mögen, weil sie meinen, da herin, da segns des, was die einen drüber gsagt ham. Und des wollns wieder recht auf gar keinen Fall sehen. Dabei ist die Kunst der reinste Irrsinn. Aber sie haben ja nicht den Irrsinn ernst genommen, sondern die Kunst.“ Diese Sternstunde des Münchner Off-Theaters aus dem Jahr 1979 existiert noch bei YouTube, und sie stammt aus einer Zeit, als das proT noch ein eigenes Haus hatte. Lang ist’s her. proT wie Prozessionstheater, proT wie der Irrsinns- und eigentlich auch Kunst-Ernstnehmer Alexeij Sagerer.
Gut 33 Jahre später empfängt er in seinem Atelier in der Zenettistraße, dessen deckenhohe Regale voller Videokassetten und manierlich gehefteter Pressespiegel das drohende Chaos mit fast pedantischem Ordnungssinn ausbalancieren. Und dann redet man stundenlang und schaut...