Das ausgeprägteste Fluchfaible pflegt Alberich. Feridun Zaimoglu und Günter Senkel haben aus ihm einen Giftzwergenkönig gemacht, der in jeder Szene mindestens drei Mal das Wort „Fotzenfresse“ unterbringt und auch sonst fleißig Schmähungen erfindet. „Arschsaftbekleckerte Kackarschbacke“ zum Beispiel. Fast möchte man in Alberich das Alter Ego Zaimoglus ausmachen, der sich seinerseits eine notorische Neigung zur Fäkalsprache nachsagen lassen muss. Seine verbalzotige „Othello“-Übermalung für die Münchner Kammerspiele brachte es 2003 zu Kultstatus. In den „Siegfried“ am Münchner Volkstheater schmuggelte Uraufführungsregisseur Christian Stückl sogar ein paar Jago-Sätze. Ansonsten aber ist in dieser Heldensaga nichts von der Wucht zu spüren, die Zaimoglus Brachial-Shakespeare auszeichnete. Von einer ambitionierten Sagendeutung kann jedenfalls kaum die Rede sein, mochte der Autor in Interviews vorab noch so vollmundig von fragwürdigen männlichen Helden sprechen. Und von Frauen, die keine Lust hätten, im Schatten dieser dämlichen Recken zu stehen.
Das tun sie zwar tatsächlich nicht – denn die Männer sind hier allesamt penisneidzerfressene Schlappschwänze, denen jegliche Größe fehlt, um einen Schatten zu werfen, in den sich irgendwer stellen könnte. Nur: Die Frauen sind auch nicht besser. Brunhild versucht mit Machogedöns den besseren Mann zu geben, und Kriemhild ist so von Sigis Sixpack begeistert, dass sie gar nicht zu merken scheint, wie...