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Film: Muttertier, Sextouristin, Diva
von Ralf Schenk
Erschienen in: Theater der Zeit: Birgit Minichmayr – Ich bin es und bin es nicht (01/2013)
Der Debütfilm der jungen Regisseurin Hanna Doose, Staub auf unseren Herzen, beschreibt eine zerrissene Familie, deren Mitglieder den Weg zueinander mühsam neu zu ertasten beginnen. Die Tochter, eine erfolglose Schauspielerin (Stephanie Stremler), macht die Unsicherheit einer 30-Jährigen, die sich erfolglos von einem Casting zum nächsten hangelt, physisch erfahrbar: Ihre geduckte Körperhaltung, die schleppende Suche nach den richtigen Worten, ihr Aufbäumen und ihre Zusammenbrüche rufen beim Zuschauer höchst disparate Gefühlsregungen hervor. An ihrer Seite spielt, als letzte Rolle der im vergangenen Juli verstorbenen Darstellerin, Susanne Lothar das energische und dabei tief verletzliche Muttertier: eine Psychologin, die alles kontrollieren und bewältigen will und doch keine Hilfe für die Tochter sein kann.
Aus Österreich kommt die Paradies-Trilogie von Ulrich Seidl, zunächst Paradies: Liebe, das Porträt einer alleinstehenden Mutter um die fünfzig, die ihren Urlaub als Sextouristin in Kenia verbringt. Ein dokumentarisch grundierter Spielfilm, der ohne jede falsche Sentimentalität sarkastisch und tieftraurig zugleich über den Verlust jedes echten Gefühls in einer postkolonialen Sexmaschinerie reflektiert. Seidl ist sezierend schmerzhaft; die Schauspielerin Margarethe Tiesel stellt sich ihm dafür mit allen Sinnen und ihrer ganzen Körperlichkeit zur Verfügung.
In seinem Regiedebüt Quartett fabuliert der 75-jährige Dustin Hoffman nach dem gleichnamigen Bühnenstück von Ronald Harwood von betagten Opernsängern...