Explosion und Stille
Der Theatermacher Dieudonné Niangouna in all seinen Facetten
von Meryll Mezath
Erschienen in: Recherchen 77: Theater südlich der Sahara – Theatre in Sub-Saharan Africa (06/2010)
Die Arbeiten von Dieudonné Niangouna sind brisant und nehmen keine Rücksicht auf Verluste. Er ist zu Beginn des 21. Jahrhundert auf dem besten Wege, sich als Pionier des modernen afrikanischen Theaters einen Namen zu machen. Er wurde als einziger afrikanischer Künstler zweimal in Folge zum IN-Programm des Theaterfestivals in Avignon eingeladen, wo er zwei Stücke vorstellte, ATTITUDE CLANDO (Illegales Handeln) und LES INEPTIES VOLANTES (Fliegende Torheiten), die als Text wie auf der Bühne von seltener Intensität sind. Ein wahres „Feuer des Zorns“, schreibt ein Kritiker, „das in der Hitze des Krieges entfacht wurde und in einem Ofen der Wut konzentriert ist“, in dem man „keine Wahrheit findet, sondern nur das pure Leben, einen Wortstrudel, der die Lebenslust preist und den Wunsch, über das bloße Überleben hinauszugehen.“ Dieser getriebene Zustand macht Dieudonné Niangounas Theater zu einem lebendigen Raum, der sich durch Entstehung, Wandel und Erneuerung auszeichnet – Schöpfung.
Dieudonné Niangouna wurde 1976 in Brazzaville geboren. Bereits in jungen Jahren wollte er im Viertel des „Trois-Francs“ im 5. Bezirk Ouenzé Theater machen. „Ich habe schon immer davon geträumt, gleichzeitig Autor und Schauspieler zu werden“, erzählt er. Er erlebte die Blütezeit des Theaters im Kongo der Vorkriegsjahre, die von einer enormen Vielfalt künstlerischen...