Eine von mehreren Episodenrollen, die Sophia Burtscher in Botho Strauß’ „Groß und klein“ am Schauspiel Köln spielte, war die namenlose Frau, in der Szene „Nachtwache“. Die Frau, verfremdet per Live-Kamera, ereifert sich darüber, dass ihr Mann sich ohne besonderen Anlass an ihr Bett gesetzt hat, steigert sich hinein in Erregung und Feindseligkeit, bevor die Protagonistin Lotte auftritt, und die Szene sich in ein Mode-Gespräch verwandelt. So, wie die 26-jährige Burtscher die Frau spielte, ging es nicht um Dünnhäutigkeit, sondern um eine derart potenzierte Feinfühligkeit, dass Hysterie, damit verglichen, eine läppische Diagnose gewesen wäre. Man dachte: Wow! – und sollte man diese Schauspielerin kennen?
Es war ihre erste Rolle nach dem Studium. Weitere folgten noch in derselben „Groß und klein“-Inszenierung der jungen Regisseurin Lilja Rupprecht, etwa die wissenschaftliche Assistentin Gudrun, die sich in einen tragikomischen Clinch mit ihrem spinösen Partner verstrickt; die Schauspielerin war kaum wiederzuerkennen, und es war klar: So wenig sie die „Frau“ an eine schlichte und schlechte Komik verraten hatte, so souverän beherrschte sie auch das Fach Situationskomik. Oder Geschlechterkomik. Es sei eine spannende Arbeit gewesen, berichtet die 1990 geborene Bregenzerin. Man hört heraus, dass sie selbst irgendwann gern einmal Regie führen würde. Freimütig erzählt sie dann aber...