„Kunst gegen Kohle“ – so lautete das Motto der ersten Ausgabe der Ruhrfestspiele Recklinghausen. Im kalten Nachkriegswinter 1946/47 waren Theatermacher aus Hamburg ins Ruhrgebiet gefahren, um Kohle für die Beheizung ihrer Theater aufzutreiben. Bei den Bergarbeitern der Zeche König Ludwig 4/5 in Recklinghausen fanden sie Hilfe. Mehrere Lkw-Ladungen Kohle wurden an den Besatzungsmächten vorbei Richtung Hamburg transportiert. Als Dank schickten im Sommer 1947 die Hamburgische Staatsoper, das Thalia Theater und das Deutsche Schauspielhaus Inszenierungen nach Recklinghausen. Die Ruhrfestspiele waren geboren. Seit 2004 ist Frank Hoffmann Intendant des ältesten Theaterfestivals Europas. Im Gespräch berichtet er, wie die Kohle das Festival nachhaltig prägte und warum Kunst genauso sportlich sein kann wie Fußball.
Frank Hoffmann, Horst Seehofer gründet gerade ein Heimatministerium, Sie stellen Ihre letzte Spielzeit unter das Motto „Heimat“. Sehen Sie da einen Zusammenhang?
Ich gehe davon aus, dass Horst Seehofer sich von uns hat inspirieren lassen! Der Begriff Heimat beschreibt eine komplexe Realität. Es ist etwas, das im Prozess ist, etwas, das man sich erarbeiten muss, nichts selbstverständlich Gegebenes. André Gide hat einmal zu seinem Schriftstellerkollegen Maurice Barrès gesagt: Wo soll ich Wurzeln schlagen, wenn mein Vater aus Südfrankreich und meine Mutter aus der Normandie stammt. Das heißt, es handelt sich...