Kurz vor dem Ende gab es dann noch ein großes Fest. Im ausverkauften Theater Neustrelitz feierten ihn am 14. Juni Hunderte seiner Leserinnen und Leser zum 90. Geburtstag. Mit vier Bussen waren sie auch aus Berlin angereist. Das Theater hatte Intendant Joachim Kümmritz zur Verfügung gestellt, Wolfgang Kohlhaase sprach, und der lange schon schwer kranke Hermann Kant, in Begleitung von Ärzten aus dem Krankenhaus gekommen, freute sich auf seine Art, die darin bestand, es sich bloß nicht anmerken zu lassen. Beides nicht: wie er sich freute und wie schlecht es ihm ging. Hinterher saß er noch im Foyer und signierte eine halbe Stunde lang, ein tapferer Abschied des bereits Erblindeten, von dem es hieß, nur der Wille halte ihn noch am Leben.
Der Schriftsteller Hermann Kant ist immer ein Stein des Anstoßes gewesen, mit seinen Büchern, aber auch als Mensch. Arrogant jederzeit, hielt er von Gleichmacherei nichts. Er brachte etwas in die DDR-Kultur ein, das sie vor Mittelmaß hätte bewahren sollen: ein sicheres Gespür für Rangunterschiede. Das ließ er andere auch spüren. Es gab die großen und wichtigen Autoren, die er auch dann noch mit Respekt behandelte, wenn er sie eigentlich nicht mochte (Stefan Heym!) – und es gab jene,...