Magazin
Alles – nur nicht still
Drei Beobachtungen und ein Nachtrag zum Braunschweiger Festival Fast Forward
von Theresa Schütz
Erschienen in: Theater der Zeit: Freude verdoppelt sich, wenn man sie teilt – Geld nicht. – Lukas Bärfuss (01/2017)
Das Europäische Festival für junge Regie Fast Forward, das vom 24. bis 27. November bereits zum sechsten Mal in Braunschweig stattfand und von Barbara Engelhardt kuratiert wird, gehört zu den wertvollsten Festivals im deutschsprachigen Raum. Denn hier gibt es nicht nur besondere Theatertalente zu entdecken, sondern auch die seltene Möglichkeit, am Beispiel von acht Arbeiten aus sieben Ländern eine Generation junger Europäerinnen und Europäer im Alter zwischen Ende zwanzig und vierzig Jahren vergleichend in den Blick zu nehmen und zu verfolgen, welche Inhalte ihnen wichtig sind und welche Formen sie reizen und herausfordern. Für das vergangene Fast Forward sind drei Beobachtungen festzuhalten.
Erstens: Mit Data Tavadze, Maria Protopappa und Gülce Ugurlu werden zum ersten Mal bei Fast Forward auch Georgien, Griechenland und die Türkei repräsentiert. Die drei Theaterschaffenden adressieren aktuelle gesellschaftliche Sujets (Umgang mit den Folgen militärischer Konflikte und politischer Unruhen in Georgien seit Mitte der nuller Jahre, Finanzkrise in Griechenland, Stadtentwicklungspolitik in der Türkei), lassen Interviewmaterial oder biografische Erinnerungen in die Arbeiten einfließen und setzen ganz auf das Erzählen. Dies tun sie jedoch nicht im Sinne des Dokumentarischen, sondern indem sie ihre Erzählungen in die dramatischen Rahmen klassischer Vorlagen betten (Euripides „Die Troerinnen“ bei Tavadze, und Sophokles „König Ödipus“...