Noch ehe man seinen Mantel an der Garderobe abgegeben hat, ist man mittendrin. Auf das verkürzte Vorspiel auf der Theatertreppe folgt auf der Bühne ein Prolog-im-Himmel-Torso. Gott und Engel – gestrichen. Mephisto steht an der Rampe und handelt die Wette mit sich selbst aus. Dann krümmt sich, gehüllt in Mantel und Wollmütze, der Doktor auf seiner Matratze und speit Verse. Das „Ach!“ gerät ihm zum hysterischen Gelächter.
Dieser Faust, verkörpert von Rudolstadts Intendanten Steffen Mensching, wirkt überfordert. Vom Erdgeist (eine Stimme zu brodelndem Orchesterklang) in die Schranken verwiesen, wird er vom voll tönenden Wagner (Johannes Arpe) und dem gewieften Mephisto (Matthias Winde) fast an die Wand gespielt. Mit Winde übernimmt ein Urkomödiant das Kommando: „Goethe war gut, Mann, der konnte reimen …!“ Als sie in Auerbachs Keller den Rudi-Carrell-Schmarrn anstimmen, fallen nicht nur die deutschnationalen Suffköppe fröhlich ein, sondern schunkelt bald auch der ganze Zuschauersaal. Mephisto dirigiert grinsend die Menge.
Es war nur eine Frage der Zeit, bis Mensching die Pfosten für Goethes „Faust“ im thüringischen Rudolstadt aufschlagen würde, wo er seit 2008 erfolgreich Theater macht, Komödien vor allem, weil sie die Bude füllen. Auf dieser Grundlage lässt sich dann auch mal Schwergewichtigeres stemmen – und dies in ungewöhnlicher Konstellation....