hidden, besides, behind (Willie emerging)
von Bettine Menke
Erschienen in: Recherchen 171: Nebenfiguren (11/2024)
In Becketts Happy Days gibt Willie in einem konventionellen Sinne wohl eine Nebenfigur ab. Das Stück wird in vielen Bei- und Metatexten (fast) wie ein Ein-Personen-Stück, und für einmal als »a ›female solo‹«1 behandelt. Das hat offenbar unmittelbar zur Folge, dass die entsprechende Sekundärliteratur (nur) von Fotos der Protagonistin begleitet ist und (nur) Interviews mit der jeweiligen (bekannten) Schauspielerin, das eine oder andere Mal auch deren Texte zur Probenarbeit, beigefügt sind.2 Aber nicht (nur) deshalb befasse ich mich hier mit Willie – versteht sich. Vielmehr will ich am Beispiel fragen, wie sich Nebenfiguren manifestieren, beside?
Das wird für unterschiedliche Medien verschieden aufgefasst werden müssen. Eine Nebenfigur auf einem Tafelgemälde etwa befindet sich auf derselben Malfläche wie die zentrale Figur, aber literaliter neben, am Rande.3 Wie steht es mit dem Anwesenheitsmodus von Nebenfiguren in Schauspielen? Anwesend wie die Protagonisten oder Hauptfiguren sind Neben-Figuren wohl nicht? Aber doch auch nicht abwesend? Sonst wären sie gar keine Figuren, die doch irgendwie erscheinen müssen. Wodurch sind sie Nebenfiguren, wenn es sich nicht schlicht um eine dramatische Kategorie handeln soll: untergeordnet, im Umfeld der Darstellung des einen Charakters dienend? Welche Art von ›neben‹, ›am Rande‹, ›nicht ganz aus dem Hintergrund...