Wer ist der Mensch dort mit der tief ins Gesicht gezogenen Mütze und den drei Pullovern übereinander, der sich durch die Zuschauerreihen des Berliner Ensembles hin zu seinem Platz schiebt? Jemand, der offenbar nicht gern erkannt wird. So betont unauffällig, dass er in seiner Verkleidung schon wieder auffällt. Ein scheuer Mensch? Offenkundig wäre es für ihn peinvoll, sprächen Unbekannte ihn an.
Sich mit Klaus Maria Brandauer zum Interview zu verabreden, war das eine Mal sehr leicht, das andere Mal sehr schwer, geradezu unmöglich. Einmal war er der freundlichcharmante Moderator des kleinen, aber wichtigen Films „Der Fall Wilhelm Reich“, der im letzten Herbst ins Kino kam (den ganzen Tag über gab er in einem Berliner Hotel klaglos Interviews), das andere Mal der unwillig-unerreichbare, sich in Regionen des Hochmuts verbarrikadierende Burgtheater-Schauspieler.
Aber so simpel ist das dann doch wieder nicht. Denn Klaus Maria Brandauer hat alle meine Fragen schriftlich beantwortet,das dauerte gewiss mindestens dreimal so lange, wie am Telefon darüber zu reden. Der Mensch gilt als schwierig, dabei lebt er nur nach bestimmten Regeln. Vor allem: Präzision, keine Konversation, erst recht kein Smalltalk über wichtige Dinge. Wichtig ist, was mit Kunst zu tun hat. Die verlangt Konzentration, ein Wort zu viel kann...