Thomas Rühmann und Tobias Morgenstern haben ein Faible für Aussteiger und Sonderlinge. In ihrem Theater am Rand, idyllisch unterhalb eines Oderdeiches mit Blick auf die grünen Auen gelegen, zeichneten sie bereits die skurrilen Lebenswege von Besitzern eines Akkordeons nach und nahmen die Biografie des Polarforschers John Franklin zum Anlass, über Langsamkeit zu sinnieren.
In „Kabakon oder Die Retter der Kokosnuss“ haben sie sich eines anderen Sonderbaren angenommen: August Engelhardt, 1875 in Nürnberg geboren, war Vegetarier, Nudist, Kokosnuss-Anbeter und Kolonist im damaligen Deutsch-Neuguinea. Rühmann, Serienstar des MDR und mit Morgenstern Gründer des Theaters, hatte den Stoff schon seit 2014 parat, wenige Jahre nach Erscheinen der Bücher von Christian Kracht und Marc Buhl, die Engelhardt zwei literarische Denkmale setzten. „Imperium“ von Kracht lieferte die Vorlage für das Stück.
Engelhardt gelangte 1902 in die Südsee. Auf der Insel Kabakon wollte er sein Leben ganz der Kokosnuss widmen. Von deren Fruchtfleisch ernährte er sich, was Mangelerscheinungen nach sich zog. Er konnte sich aber damit brüsten, dass einer seiner glühendsten Verehrer, der Berliner Musiker Max Lützow, auf Kabakon dank der Kokosnussdiät alle Zivilisationsleiden loswurde. Das zog Follower an, die Deutschland verließen und auf Kabakon siedeln wollten. Das Deutschland unmittelbar vor dem Ersten Weltkrieg muss wilder...