„Wilson arbeitet aus seiner Kindheit heraus, er zehrt von seinen Kindheitserfahrungen. Das ist die einzige Möglichkeit, die Kommerzialisierung zu überleben.“

Heiner Müller, 1994

Anfang August 1997 besuchten wir Robert Wilsons Watermill Center auf Long Island bei New York, um über die Produktion von Bertolt Brechts Der Ozeanflug am Berliner Ensemble im kommenden Jahr zu sprechen. Meine Freundin hatte ihre Kindheit auf Long Island verbracht und zeigte mir auf dem Weg nach Southampton das Roosevelt Field, von dem Charles Lindbergh im Mai 1927 zu seinem legendären Transatlantikflug aufgebrochen war. Auf dem Gelände des ehemaligen Flugplatzes stand inzwischen eine riesige Shopping Mall, über der Jumbo-Jets Kurs auf Europa nahmen.

Das Watermill Center wurde von Robert Wilson 1992 in einem verlassenen Gebäude der Western Union Company nahe der Shinnecock Reservation gegründet. Seither kommen in jedem Sommer Studierende, Künstler und Theaterleute aus aller Welt, um mit ihm an der Vorbereitung seiner Inszenierungen, Ausstellungen und Installationen zu arbeiten. Hier befindet sich auch ein Großteil der Kunstsammlung, die er im Lauf der letzten fünfzig Jahre zusammengetragen hat.

Wir kamen am späten Nachmittag an. Watermill war damals noch eine Baustelle, aber manche Räume waren schon improvisierte Galerien, in denen Grafiken und Fotografien hingen, davor standen auf niedrigen...