Lokalgeschichte, als Kriminalgeschichte erzählt. Die Causa des Baden-Badener Juristen Carl Hau, der 1907 seine Schwiegermutter Josefine Molitor umgebracht haben soll, hatte Bernd Schroeder 2006 in seinem Roman „Hau“ verarbeitet. Nun hat der Filmregisseur Rudi Gaul sie nur wenige Gehminuten vom Tatort an der Lindenstaffeln entfernt auf der Bühne des Theaters Baden-Baden in Szene gesetzt. In der Uraufführung kitzelt der Regisseur aus dem spektakulären Stoff nicht nur das tragische Potenzial der Liebesgeschichten Carl Haus mit gleich beiden Töchtern Molitor heraus. Ihm gelingt es, Schroeders Psychogramm des zerfallenden Kaiserreichs und der Weimarer Republik vom dokumentarisch trockenen Ballast der Gerichtsakten, Briefe und Protokolle weitgehend zu befreien.
Dabei lässt die Regie diese Ebene bewusst mitschwingen. Bühnenbildnerin Olga Motta grenzt den Bühnenraum mit Gerichtsakten in hohen Stahlregalen ein. Ordner mit verblassten braunen Deckeln lassen gar eine trockene juristische Versuchsanordnung befürchten. Dem begegnet Filmemacher Gaul mit einem Video, das Thilo Nass und Roman Stocker gedreht haben. Da stellt das Ensemble am Originalschauplatz auf dem Villenhügel nach, wie sich der Mord abgespielt haben mag. Der Blick hinter die historischen Kulissen der heute so weltoffenen Kur- und Casinostadt, die sich mit ihren repräsentativen Bauten aus dem 19. Jahrhundert als UNESCO-Weltkulturerbe bewirbt, offenbart düstere Abgründe.
Charmant, elegant und etwas...