Theater verändert was
von Laura Hempel
Erschienen in: 70 Jahre Zukunft – Theater der Jungen Welt Leipzig (03/2017)
Das TdJW spielt seit jeher eine große Rolle in meinem Leben und das ist keine Übertreibung. Es fing an mit den typischen Schulklassenbesuchen. »Nathan der Weise« erwischte mich zwar noch nicht so sehr, doch bei »Antigone« von Anouilh, die damals noch im Theaterzelt lief, verliebte ich mich schwer – sowohl in die Ritterlichkeit der Titelheldin als auch in den Schauspieler, der damals ihren Bräutigam Hämon verkörperte. Nach einem anderen Stück, das »Ritzen« hieß und sexuellen Missbrauch in der Familie thematisierte, offenbarte sich mir endlich eine Freundin mit einem schrecklichen Geheimnis, das sie fortan nicht mehr alleine tragen musste. Die Rechnung ging auf. Gutes Theater veränderte was.
Irgendwann wollte ich dann selbst Theater spielen und schloss mich einem Jugendprojekt im Grünauer Theatrium unter Didi Voigt an: »Rattenfänger oder mach weg das Nazi« – eine Adaption von »Die Welle«, in der ich einige meiner Lieblingssongs von Portishead am Klavier singen durfte. Mark Daniel von der Leipziger Volkszeitung fand das so berührend, dass ich einen Riesenartikel bekam und gar nicht wusste, wie mir geschah. Dann ging ich erstmal nach Berlin, wo ich Politikwissenschaft studierte. Doch dann holte mich Antigone wieder ein. Ich ging auf Vorsprechen und landete schließlich an den Konservatorien in Wien...