Tschechischslowakisches Kulturleben der Nachkriegszeit
Erschienen in: Theater der Zeit: Nachwuchssorgen (02/1947)
Assoziationen: Theatergeschichte Europa
Das tschechoslowakische Kulturleben nach dem letzten Weltkrieg ist aus der Untergrundbewegung während der Okkupation hervorgewachsen; seine demokratischen Freiheiten aber wurzeln in der Tradition der ersten Republik. Wie jedes Kulturleben der Nachkriegszeit zeichnet sich auch das tschechoslowakische vor allem durch seinen großen Lebenshunger aus, durch die Sehnsucht, die Verhältnisse so schnell wie möglich zu konsolidieren, und durch die Suche nach neuen Wegen, wenn auch das Heute zunächst sich kaum vom Vorkriegsleben zu unterscheiden scheint.
Aber an einigen Grundtatsachen erkennen wir den großen Umschwung, den unser Kulturleben erfuhr. Unser Filmwesen wurde verstaatlicht, und unsere Theater wurden entkapitalisiert; nur der Staat, das Land, die Städte oder Genossenschaften können Theaterunternehmer sein. Unsere Zeitungen und ebenso die großen Verlagsanstalten wurden verstaatlicht. Welche weitreichende Bedeutung diese Vorgänge für das Kulturschaffen haben, davon kann sich jeder eine Vorstellung machen, der ein wenig über den Einfluß der Wirtschaftsführung auf das Kulturschaffen nachdenkt: die tieferen Kräfte des Volkes werden frei, den Begabten wird es leichter möglich, sich durchzusetzen und sich zu entwickeln, und das Kulturleben erhält ein nationales Rückgrat.
Ebenso wie die ganze übrige Welt durchlebt auch die Tschechoslowakei auf kulturellem Gebiet eine Krise des Umbaus, die sich vor allem in einer Überproduktion kundtut. So steht zum Beispiel unser...