Max Reinhardt
von Ashley Dukes
Erschienen am 1.7.1946
In diesen fünfunddreißig Jahren habe ich drei Max Reinhardts gekannt. Nicht drei verschiedener sondern drei Bilder eines Mannes, Spiegelbilder unserer Zeit.
Erstens, den jungen Mann, der schon 1911 "Sumurun" nach London brachte. Ein Mimenspiel aus "Tausend und einer Nacht", monatelang im Londoner Coliseum wiederholt. Ein bedeutsames Werk, vielleicht die Spitze der neuen schöpferischen Leistung, die in diesem jugendlichen Regisseur auftauchte. Die Spitze, auch weil bisher kein Film dieselbe Leistung zeigen konnte. 1911 war ein Wunderjahr unseres englischen Theaters, in dem das russische Ballett in Covent Garden und das Rohmann Repertory Theater zur Uraufführung kamen. Durch Sumurun zeigte uns der junge Reinhardt den neuen Weg; und nicht nur dem Regisseur, auch dem Dramatiker und dem Schauspieler.
Zweitens, den erfolgreichen und nicht ganz zufriedenen Reinhardt von 1923 bis 1932, in Salzburg oder Berlin oder Wien. Den Herrn Professor von der Josefstadt, vom Großen Schauspielhaus, vom Schloß Leopoldskron. Diese Sommerwohnung wurde von einem Theaterfeind erbaut, einem Erzbischof, der Theatermänner und -frauen aus seinem Land verbannte. Sie wurde von Reinhardt aus Theatergeld erworben, eine sonderbare Rache der Geschichte. Auf der Treppe, die Gäste empfangend, stand Helene Thimig. Vor dem Kamin des großen Salons spielte Pallenberg Molière.
Die Welt hatte aber schon angefangen, Film zu...
Erschienen am 1.7.1946