Jugendtheater und Jugendkultur
von Gerd Taube
Erschienen in: Lektionen 5: Theaterpädagogik (10/2012)
1. Begriffe
Das Jugendtheater entstand zu Beginn des 20. Jahrhunderts in engem Zusammenhang mit der Jugendbewegung und der Reformpädagogik. Der Begriff Jugendkultur stammt von dem deutschen Reformpädagogen Gustav Wyneken. Die Schule war für ihn ein Ort der Ausprägung einer eigenständigen Jugendkultur in Abgrenzung zur wilhelminischen Alltagskultur. Das Laientheater war ein Bestandteil dieser Jugendkultur. Neben dem Begriff Laienspiel finden zu Beginn des 20. Jahrhunderts vor allem zwei Bezeichnungen Verwendung: Jugendspiel oder Schulspiel. Der Begriff des Jugendtheaters findet erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts Verbreitung.
2. Laienspiel als Jugendtheater
Da zu Beginn des 20. Jahrhunderts die überwiegende Zahl der Laienspieler Jugendliche waren, kann das Laienspiel als eine frühe Form des Jugendtheaters gelten. Es entsprang dem neuen Kulturwillen, der die Jugendbewegung und die Reformpädagogik prägte. Die spiel- und theaterpädagogischen Methoden der Schul- und Jugendbühne waren methodische Grundlagen der künstlerischen Erziehung in reformpädagogischen Konzepten. Im Laienspiel der Jugendbewegung fand die Suchbewegung der Jugend nach neuen Lebensformen jenseits der bürgerlichen Familie und der Arbeitswelt künstlerischen Ausdruck und Öffentlichkeit. Jugendkultur war Teil der Volkskultur und das Laienspiel sollte, wie das Puppenspiel oder das Volkslied, die Gemeinschaft befördern und so dazu beizutragen, dass aus den Deutschen ein Volk würde.
In der ersten Hälfte des 20....