Die Gleichsetzung der Affektion mit einer Schwingung ist deshalb nicht ganz zufriedenstellend, weil das Affektive sich durch einige kognitive Eigenheiten wie Verstärkung, Dämpfung und Speicherung auszeichnet, die belegen, daß es keine vom Subjekt unabhängige Modalität ist. Eine nähere und bessere Bestimmung von Affekt ist nötig wie zugleich unmöglich: Denn was gibt es ontologisch mehr darüber zu sagen, als daß die Affektion den Menschen und die Dinge dieser Welt verbindet, daß sie in der Resonanz spürbar wird, ihrerseits wiederum ausstrahlt und im Tonus des Körpers, in der Bewegung und Haltung, in der Farbe der Haut, ja selbst in der Schärfe des Blicks und vor allem in der Stimme deutlich hervortritt?
Eine Ontologie des Affektiven?
Alle Bestimmungen, die darüber hinausgehen sollen, fallen notwendig in das Feld von Psychologie und Kulturtheorie, Disziplinen, in welchen eine rein ontologische Bestimmung weniger maßgeblich ist als die Analyse verschiedener Ausprägungen. Schon Freud, der sich so intensiv wie wohl nur wenige nach ihm mit der emotionalen und affektiven Seite des menschlichen Subjekts aueinandergesetzt hat, kam am Beispiel der Angst letztlich zu dem Schluß: „Wir heißen sie einen Affektzustand, obwohl wir nicht wissen, was ein Affekt ist.“33 Auch ihm war also offensichtlich bewußt, daß zwischen der Angst, als...