Gespaltener Raum
Innere Konflikte des Individuums als Orte des neuen Dramas
Erschienen in: Recherchen 27: Tanz Körper Politik – Texte zur zeitgenössischen Tanzgeschichte (10/2012)
In diesem Beitrag wird die These aufgestellt, dass die Moderne in den aktuellen Darstellenden Künsten fortwirkt. Dabei hat sich die Dramenstruktur verändert. Beispielhaft wird das im Werk von Jan Fabre deutlich. Während Johann Kresnik das Politische in ideologischen Strukturen verortet, legen Regisseure wie Jan Fabre oder Jan Lauwers das Individuum als bloße Abstraktion frei. Im Begriff der Spaltung wird ein neues Territorium der Theatermoderne erschlossen.
ERNST JÜNGER von Johann Kresnik steht am Beginn des Jahres 1995, dem Jahr der Erinnerung an Kriegsende und nationalsozialistischen Terror. Die 50 Jahre zwischen 1945 und 1995 bezeichnen jenen Konflikt zwischen Erinnern und Vergessen, zwischen Zeitzeugen und späteren Generationen, zwischen Beteiligtsein und Neubeginn, der das kulturelle Klima in Deutschland prägt. Wie steht diese Vergangenheit, die sich einer Mauer vergleichbar in das kulturelle Gedächtnis senkt, wie steht diese Zeit in unsere Gegenwart ein?
Der historische Hintergrund ist eindeutig. Die Verbindung von Nationalismus, Kriegsverherrlichung und deutscher Kultur ist die katastrophale Bilanz nicht nur der Vorbereitungen auf den Ersten Weltkrieg. Dem »Aufruf der Dreiundneunzig« vom 4. Oktober 1914 schloss sich fast die gesamte künstlerische und wissenschaftliche Avantgarde in Deutschland an. »Unser Glaube ist, dass für die ganze Kultur Europas das Heil an dem Sieg hängt, den...