Kolumne
Wartest du auf Applaus?
von Iwona Nowacka
Erschienen in: Theater der Zeit: Ensemblekultur heute – Gisèle Vienne Unheimliche Collagen (10/2024)
Ist schon ein seltsamer Augenblick, so eine Rückkehr aus der Sommerpause. Sachen, die wir bis Juni routiniert getan haben, können zum Spielzeitauftakt auf einmal ein bisschen weird daherkommen.
So ein Applaus z. B. Da sitzen Hunderte Menschen und schlagen eine Hand gegen die andere, manchmal sogar rhythmisch. Es gibt welche, die es laut tun und so weit ausholen, dass sie fast den Platznachbarn umstürzen, und andere, die nur schüchtern mit Fingern klatschen. Manche tun es mit erhobenen Händen. Einige rufen dabei etwas Richtung Bühne. Heutzutage gibt es auch ganz viele, die Fotos machen. Es gibt welche, die sofort aufstehen, und die, die sich gezwungen fühlen, ihnen zu folgen, wie auch die, die sitzen bleiben, auch wenn sie allein in dieser Entscheidung sind. Es gibt auch solche, die die ganze Vorstellung über geschlafen, gar geschnarcht haben und nun am lautesten applaudieren. Und währenddessen ist auf der Bühne nicht weniger los. Es wird sich verbeugt, gelächelt, ernsthaft noch ganz in der Rolle geguckt, manchmal zurückgeklatscht, aufs Techniker:innenpult gezeigt, es werden Küsschen verschickt, Zeichen gen Himmel und Kosmos gesendet, es wird so getan, als ob man schon gehen möchte, abgewinkt: Jetzt reicht’s schon.
Der Applaus ist also Kommunikation (nicht umsonst heißt es im...